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Vorgeschichte

Großfeuer in Eutin im 16. und 17. Jahrhundert:

1569Feuer in der "stillen Woche".
36 Wohnhäuser (ohne Scheunen und Nebengebäude).
Beginn in einem  Bäckerhaus (Paasch) an der Südseite des Kirchhofes, dann zum Lübschen Tor.
Insgesamt: Ostseite des Marktes, beide Seiten der Lübecker Str.
Nur verschont wurde das Armenhaus und die dabei stehende Kirche.
1642

Am Aschermittwoch: Beginn im Schuster - Haus Pinckau in der Ziegenhörn (jetzt Peterstrasse).
In 3 Stunden 76 Zimmer eingeäschert bis zum Sacktor (jetzt Rosengarten).
Verordnung des Herzoglichen Hauses, dass in Zukunft jeden Aschermittwoch Litanei zu beten sei: "Für Feuer und Wassernot, behüt uns lieber Herr Gott" (3-mal langsam zu beten).

 

Im gleichen Sommer Blitz im Turm der Stadtkirche. Das Feuer wurde durch göttliche Gnade gelöscht.

1678Beginn: Ostseite des Marktes, Haus des Leinewebers Hinrich Schwarcken. Dazu das in der Pfaffenstraße (jetzt Stolbergstr.) daneben liegende Haus, beide gänzlich abgebrannt, ferner von einem anderen Haus Dach und Obergebäude.
1689

Am 22. Sonntage nach Trinitatis morgens um 6 Uhr.

Beginn: Lübsche Str. bei Wwe. Margaretha Jacobsen: Schornsteinbrand.
Durch heftigen Sturm Ausdehnung nach Westen weiter: Haus des Töpfers Peter Voeten gegenüber, dann weiter über andere Häuser zum Vorwerk des Schlosses, Marstall, Schloss, alles niedergebrannt.
Insgesamt neben dem Schloss 9 große Wohnhäuser mit sämtlichen Ställen und Nebengebäuden.

So geschehen vor 400 und 300 Jahren. Wohl gab es damals schon Feuerordnungen und Feuerlöschordnungen, die sich sowohl mit der Brandverhütung als auch mit Brandbekämpfungsmaßnahmen befassten. Den Bürgen waren eine Menge Pflichten auferlegt, doch waren die technischen Mittel für die Brandbekämpfung und die Organisation der ungeübten Löschkräfte unzulänglich. So kam es immer wieder zu Brandkatastrophen von riesigen Ausmaßen.

1841Erst 1841 kam es in Meißen zur Bildung eines "Feuerlösch- und Rettungscorps" auf freiwilliger Grundlage, doch blieb dies in den deutschen Landen ziemlich unbemerkt.
1846Erst als 1846 in Durlach durch den Fabrikanten Carl Metz und den Stadtbaumeister Hengst eine Freiwillige Feuerwehr gegründet wurde und diese bei dem Stadttheaterbrand Karlsruhe im Februar 1847 die Leistungsfähigkeit einer gut ausgebildeten disziplinierten Löschmannschaft unter Beweis gestellt hatte, nahmen die Gründungen freiwilliger Feuerwehren im deutschen Raum zu. 1851 gab es 29 freiwillige Wehren.
1861Im norddeutschen Raum dauerte es etwas länger. In Schleswig-Holstein wurde die erste Freiwillige Feuerwehr 1861 in Kiel gegründet. Die Zahl der Wehren nahm nun auch hier schnell zu. Wie die Durlacher Wehr entstanden auch in Schleswig-Holstein eine Anzahl von Wehren aus Mitgliedern der Turnerschaft. Unter anderen führten die Wehren Plön und Rendsburg die Bezeichnung "Freiwillige Turner Feuerwehr“.

Die Löscheinrichtungen der Stadt Eutin standen damals in keinem guten Ruf. Es wird berichtet, dass die Geräte nicht in Ordnung waren. Schäden wurden nicht rechtzeitig behoben, man kam mit schadhaften Schläuchen, die man mit Taschentüchern, Handtüchern, oder Säcken umwickelt waren, zur Brandstelle. Die Pflichtfeuerwehrleute waren säumig und unlustig. "Zumal es keine Spritzenordnung in Eutin gäbe, jeder kommandieren, keiner gehorchen wolle, und alles in wilder Unordnung herumliefe".
Diese Verhältnisse veranlassten 1872 Eutiner Bürger, sich mit der Einrichtung einer freiwilligen Feuerwehr zu beschäftigen.

Gründungsgeschichte der Freiwilligen Feuerwehr Eutin

1872Auf einer Versammlung des Bürgervereins am 17. September 1872 regte der Uhrmacher Fritz Meyer die Gründung einer freiwilligen Feuerwehr an. Anlass waren "traurige" Erfahrungen, die man kürzlich bei einem Brande in Ahrensbök gemacht hatte und die mangelhafte oder ganz fehlende Organisation unseres städtischen Feuerlöschwesens. Der hier trotz einiger Zweifel am Zustandekommen beifällige aufgenommene Vorschlag führte zu einer öffentlichen Versammlung am  6. Oktober, wo die ziemlich zahlreich Erschienenen sich bereit erklärten, eine freiwillige Feuerwehr zu gründen.
In der weiteren Debatte traten zwei verschiedene Ansichten auf. Die Majorität hielt es für notwendig, das die Freiwillige Feuerwehr unabhängig vom Kommando der städtischen Wehr (Pflichtwehr) wirke, andere hielten dies nicht für richtig, jedenfalls aber für unerreichbar. Es wurde eine Kommission beauftragt, ein Statut zu entwerfen und nach Genehmigung desselben durch eine wieder zu berufende Versammlung um die Bestätigung durch den Magistrat nachzusuchen.
Die Kommission erarbeitete nach den Satzungen der Wehren Kiel und  Schleswig ein Statut. In einer Eingabe wurde der Magistrat ersucht, die Bildung einer Freiwilligen Feuerwehr zu gestatten und die derselben Beitretenden von den Pflichten bei der städtischen Feuerwehr zu entbinden. Diese beiden Wünsche fanden die wohlwollende Zustimmung des Bürgermeisters Völkers (im Amt 1867-91). Er setzte aber für die Annahme durch den Magistrat die Unterwerfung unter das städtische Kommando ohne Vorbehalt und Beschränkung voraus.
1873Daraufhin wurde ein entsprechend neues Statut erarbeitet und dem Stadtmagistrat am 6.Februar 1873 eingereicht.
Der Magistrat begrüßte die Bildung einer freiwilligen Feuerwehr, wünschte aber eine Änderung  des § 12 des Statutenentwurfs, welcher lautete: "Bei einem Brande hat sich der Hauptmann dem Kommandeur der städtischen Feuerwehr unterzuordnen."
Er schlage folgende präzisere Fassung vor: "Bei einem Brande hat sich die Freiwillige Feuerwehr den Anordnungen des Kommandeurs der städtischen Feuerwehr und der Polizei zu fügen und Folge zu leisten."

Dieser Bescheid wirkte verstimmend, da er geeignet erschien, die ganze Angelegenheit zu Grabe zu tragen. Die Kommission arbeitete aber weiter, sah sich in anderen Wehren nach der Ausrüstung um und bemühte sich um eine zugesagte Schenkung von 400 Thalern durch Frl. Janus für die Beschaffung einer Spritze. Am 2. Juli 1873 erließ die Kommission eine Anzeige, die zum Eintritt in die zu gründende Wehr aufrief. Bis zum 13. August meldeten sich 40 Personen.

Bereits am 6. August wurde der erste Vorstand gewählt.

Es waren die Herren:

HoppeGeschäftsführerVorsitzender
Voß, FriedrichGastwirt und Bierhändler stellv. Vorsitzender
Schäfer, HeinrichKaufmann und später RatsherrSecretair
Schläfke, KarlReg.-Revisorstellv. Secretair
Timm, ChristianMalermeisterBeisitzer
DittmannStellmacherBeisitzer

Am 22.August 1873 bestätigte der Stadtmagistrat die Statuten der Wehr. Dieser Tag wurde als Stiftungstag angesehen.